The American Offshore Legend: World Champion Cigarette Racing Team

Sie sind schlank, schön und schnell. Rasante Legenden, heiß begehrt. Cigarette-Boote bringen das Wasser zum Beben und das Adrenalin zum Kochen. Gebaut, um pfeilschnell zu sein. Spritzige Powerpakete, die sich mit Spitzengeschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometern nicht zum gemütlichen Schippern eignen. Dafür versprechen sie Action pur, jede Menge Nervenkitzel und viel Spaß.

Power mit Charakter

Die v-förmige Konstruktion mit dem langgezogenen, geschlossenen Bug zeichnet die ästhetischen Boote aus. Kein Schnickschnack, kein unnötiges Gewicht stört die Optik – oder die Aerodynamik. Eine „Cigarette“ jagt auf der Wasseroberfläche dahin, angetrieben von zwei oder sogar drei Power-Motoren.

Unter den Cigarette-Fans befinden sich zahlreiche berühmte Namen. Prominent müssen die Käufer aber nicht unbedingt sein, gut betucht aber auf jeden Fall. Für eine rund zehn Jahre alte „Cigarette 39 Top Gun Unlimited“ mit knapp 12 Metern Länge und 1323 PS muss man noch etwa 200.000 US-Dollar anlegen. Wer seine „Cigarette“ neu bestellt, kann sich seinen ganz persönlichen Offshore-Traum erfüllen und das charaktervolle Speedboot nach seinen Wünschen anfertigen und ausstatten lassen. Die erfahrenen Cigarette-Racing-Team-Mitarbeiter leisten wirklich perfekte (Hand-)Arbeit. Besondere Sitze oder Aluminiumaccessoires sind kein Problem. Auch der Einbau eines Flatscreen-Fernsehers oder einer Stereoanlage der Superlative ist möglich. Inwieweit man den audiovisuellen Luxus genießen kann, ist fraglich, denn die Speedboote sind nun mal keine Leisetreter und machen jede Konversation unmöglich. Besser man lässt sich den Fernseher direkt in die kleine, aber feine Kabine einbauen, mit der einige Modelle ausgestattet sind, wie zum Beispiel die stattliche „Cigarette 50 Marauder“. Eine besonders aufsehenerregende Version der Marauder wurde 2014 auf der Miami Boat Show präsentiert: die „Cigarette Racing 50′ Vision GT concept“, inspiriert von AMG. Ein atemberaubendes Powerpaket, das dank zwei V8-Mercury-Motoren – jeder 1550 PS stark – eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 217 km/h erreicht. Wer sich diesen Turbo-Traum erfüllen möchte, muss jedoch tief in die Tasche greifen und rund 1,2 Millionen US-Dollar investieren.

 

 

 

Rasante Geschichte

Ihren Namen verdanken die Cigarette-Boote nicht ihrer schmalen Form, sondern einem ungewöhnlich schnellen Schmugglerschiff aus der Zeit der Prohibition. Die erste „Cigarette“ wurde 1969 der Öffentlichkeit präsentiert. Ein Ereignis, das die Rennbootwelt verändern sollte. Die „Cigarette 32“ war, wie der Name schon verrät, 32 Fuß lang, also knapp zehn Meter. Das schnittige Meisterstück gewann in jenem Jahr sogleich die „World Offshore Championship“.  Das Speedboot brachte es auf etwa 108 Stundenkilometer. Soviel Power fand schnell begeisterte Käufer, unter anderem König Hussein von Jordanien und George Bush senior. Der ehemalige amerikanische Präsident erwarb 1972 die zweimal 185-PS-starke und 128-km/h-schnelle „Cigarette 28“. Bush taufte seine Cigarette „Fidelity“, was soviel heißt wie Treue. Das Boot lag ihm am Herzen, ebenso wie die Freundschaft mit dem Erfinder und Konstrukteur der Cigarette-Boote, Don Aronow, dem König der Powerboote. Der gebürtige New Yorker widmete sein Leben und seine Leidenschaft dem Fahren und Konstruieren von Speedbooten. Als 34-Jähriger verließ Don Aronow Big Apple, um in Miami sein Glück zu machen. Und das tat er – als Weltklasse-Rennfahrer und Designer von Offshorebooten.

Die Cigarette-Boote wurden in North Miami Beach hergestellt, in der 188. Straße, die später als „Thunderboat Row“ berühmt wurde. Hier erblickten nicht nur Cigarette-Modelle das Licht der marinen Welt. Für jeden Rennboottyp, den Don Aronow entwickelte, gründetet er ein eigenes Unternehmen, unter anderem Formula Marine, Donzi Marine, Magnum Marine und natürlich das Cigarette Racing Team. Don Aronow entwarf immer schnellere Boote, die bei der High Society begehrt waren – und bei kolumbianischen Rauschgiftschmugglern. Diese nutzten die blitzschnellen Powerboote, um ihre Drogen im Golf von Mexiko unbehelligt zu transportieren.

 

 

Leben auf der Überholspur 

Egal, was Aronow anpackte, es funktionierte. Seine Boote gewannen ein Rennen nach dem anderen. Dennoch verkaufte er 1979 das Cigarette Racing Team an die Werft „Halter Marine“. Diese machte Aronow bereits zwei Jahre später das Angebot, sich wieder in die Firma einzukaufen und sie zu leiten. Aronow akzeptierte, verkaufte das Unternehmen aber ein Jahr später wieder, was ihn jedoch nicht davon abhielt, auch weiterhin Powerboote zu konstruieren. Vielleicht war es Don Aronows Leidenschaft für schnelle Boote und schöne Frauen, die ihm schließlich zum Verhängnis wurde: Sein Leben auf der Überholspur endete 1987. Er wurde auf offener Straße aus einem Wagen heraus erschossen. Die Umstände waren mysteriös, es kursierten zahlreiche Gerüchte um das Motiv: Ein gehörnter Ehemann habe sich gerächt, ein Konkurrent wollte ihn loswerden, die Mafia habe ihn liquidiert. Fakt ist, dass sich der Selfmade-Millionär nicht nur Freunde gemacht hat. Der Mord ist bis heute ungeklärt.

 

Schnell. Sportlich. Erfolgreich. 

Die Erfolgsstory der „Cigarette“ ging auch ohne Don Aronow weiter. Insgesamt wechselte das Unternehmen fünfmal den Besitzer. Was sich nie änderte, waren die Erfolge bei Rennen und das Image der Powerboote. Heute liegt das Unternehmen in den Händen von Skip Braver. Der 66-jährige Geschäftsmann mit einem Faible für Speedboote ist Präsident und CEO von Cigarette Racing Team. Skip Braver ist eher der gemütliche Familienmensch, also das absolute Gegenteil von Don Aronow. Bravers bodenständiger Geschäftssinn bekommt der Firma und zeigt sich in steigenden Verkaufszahlen.

Wer die Anschaffung der charismatischen Offshore-Legende plant, sollte zuvor eine „Cigarette“ live erleben. Denn wer romantisch und ruhig dem Sonnenuntergang entgegenfahren möchte, verbrennt sich an einer „Cigarette“ sicher die Finger. Wer aber den absoluten Adrenalinkick sucht und wem beim megalauten Dröhnen von Powermotoren das Herz aufgeht, wird der rasanten Schönheit ganz sicher schnell verfallen.

 

Text: Petra Dietz

www.cigaretteracing.com