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HANDMADE PARFUMES

Düfte rufen Emotionen und Erinnerungen hervor, beeinflussen unsere Stimmung, ja sogar unser Handeln. Wohlgerüche sind immer mit Wohlempfinden verbunden. Das treibt die Parfumindustrie an und beschert uns jedes Jahr neue Düfte. Doch Parfum ist nicht gleich Parfum. Liebevoll und aufwendig nach alter Tradition mit der Hand hergestellte Kompositionen machen den Unterschied zwischen schnödem Odeur und Duft deluxe. 

„Mein Duft erinnert mich an einen Frühlingsmorgen in Italien, nachdem es geregnet hat; an Orangen, Zitronen, Grapefruits, Bergamotte, Cedrat und die Blüten und Kräuter meiner Heimat. Er erfrischt mich, stärkt meine Sinne und Vorstellungskraft.” So poetisch philosophierte Johann Maria Farina über einen Duft in einem Brief an seinen Bruder Giovanni Battista im Jahre 1708. Es war die Geburt des Eau de Cologne. Ausgerechnet Farina, ein Italiener, schuf in Köln, der deutschen Stadt am Rhein, eines der berühmtesten Parfums der Welt. Damit legte der feinsinnige Farina 1709 den Grundstein für die älteste Parfummanufaktur der Welt. Köln avancierte rasch zur Duftmetropole. Könige, Politiker und sogar Künstler wie Mozart waren von der Duftkreation betört. Immer noch wird das „Wasser aus Köln“ von Farinas Nachfahren in der Stadt am Rhein produziert. Der Name „Eau de Cologne“ allerdings bezeichnet bereits seit Ende des 18.Jahrhunderts nicht mehr ein spezielles Parfum, sondern verkörpert eine Duftgattung: die leichte Variante mit einem Anteil von zwei bis fünf Prozent Parfumöl.

 

BETÖRENDE GESCHICHTE

Gut zu duften, das scheint ein tief verwurzeltes Bedürfnis zu sein. Schon die Hochkulturen verwendeten wohlriechende Aromen. Vor allem die Ägypter und Inder waren in der Kunst der erlesenen Duftkreation bewandert. „Kyphi“, die berühmte aromatische Duftmischung, war schon vor rund 5000 Jahren in Luxor bekannt und beinhaltet unter anderem Rosenblätter, Weihrauch, Zimtrinde, Myrre und Sandelholz. Die alten Ägypter verwendeten Duftessenzen und Kosmetika zur inneren und äußeren Harmonisierung. Parfumeure waren in jener Zeit die Priester, sie kannten sich hervorragend mit Salben, Essenzen und Tinkturen aus, die sie auch für diverse Zeremonien benötigten. Der duftende Trend wehte schon bald über die Landesgrenzen, begeisterte die Araber und später auch die Römer. Nach Europa gelangten orientalische Duftnoten erst durch die Kreuzzüge. Bis heute verbindet man mit orientalischen Parfums exotische Aromen. Zu Recht, denn Gewürze, Blüten, Balsame, Resine und animalische Komponenten prägen bis in unser Jahrtausend diesen markanten Duftcharakter. Ein Juwel der orientalischen Parfumkunst ist Amouage. Der opulente, omanische Duft verkörpert 1001 Nacht für die Nase, arabische Sinnlichkeit par excellence. Das betörende Amouage verdanken wir seiner Majestät Sultan Quabus Bin Said. Vor rund 25 Jahren beschloss der Sultan von Oman, ein edles Parfum kreieren zu lassen, das sein Land repräsentiert. Er beauftrage die renommierte Star-Nase Guy Robert mit der Entwicklung eines erlesenen Duftes. Der Pariser Parfümeur, der unter anderem für Hermès und Dior arbeitete, schuf ein Meisterwerk.  Allein in „Amouage Gold“ sind über 120 Essenzen und Öle enthalten, eingeschlossen in einen handgearbeiteten glamourösen Flakon. Abhängig davon, wie aufwändig die Flasche gearbeitet ist, zum Beispiel verziert mit Edelsteinen, kann das Luxusparfum schon mal bis zu 8000 Dollar kosten.

 

Handgearbeiteter Edel-Flacon
Handgearbeiteter Edel-Flacon

VERGANGENHEIT UND GEGENWART IM DUFT VEREINT

Bezaubernde Wohlgerüche  haben nicht nur im orientalischen Raum eine lange Tradition. In Europa ist die Parfummetropole schlechthin die südfranzösische Stadt Grasse. Hier, in der lieblichen Provence, blühte das Geschäft mit den Düften im 18. Jahrhundert regelrecht auf. Im wahrsten Sinne des Wortes. Auf den weiten Blumenfeldern vor den Toren von Grasse wuchsen die begehrten Rohstoffe für verlockende Parfums. Das ist heute immer noch so und ein Erlebnis für die vielen Touristen. Welt. Mittlerweile gibt es rund um Grasse noch 30 Parfumunternehmen, nicht mehr so viel wie früher, aber immer noch eine beeindruckende Anzahl. Einige von ihnen bezaubern die Welt mit ihren wohlriechenden Produkten seit über 250 Jahren – wie das Parfumhaus Galimard, das bereits 1747 gegründet wurde und sogar die französischen Könige zu seinen Kunden zählte. Es ist gut zu wissen, dass die hohe Kunst der Parfumerie in Grasse nicht ausstirbt. Das Ehepaar Martine Micallef und Geoffrey Newman  gründete in dem malerischen Städtchen 1996 das Duft-Unternehmen “M. Micallef”. Mit großem Erfolg. Heute werden ihre Parfums in 900 Geschäften in 54 Ländern verkauft. Die Produkte präsentieren sich stilvoll, modern, aber auch traditionell. Letzeres zeigt sich in der aufwendigen Verarbeitung, bis zu 200 Ingredienzien werden zu einem Duft komponiert. Ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann. Meisterlich auch die handverzierten Flakons,  mehr Kunstwerke als Behältnisse und oftmals begehrte Unikate.

Auch wenn heute einige Duftessenzen künstlich hergestellt werden, wie beispielsweise Moschus, hat sich bei den hochwertigen Zutaten, die in Parfummanufakturen verwendet werden, in den letzten Jahrhunderten überraschend wenig verändert. Immer noch wird in Parfumlabors Alkohol  mit destilliertem Wasser und Duftölen zu einer wohlriechenden Komposition vereint. Das populärste Herstellungsverfahren ist die Extraktion. Dabei werden Pflanzen und Blüten die Duftstoffe mittels Lösungsmittel entzogen. Da im Gegensatz zur Destillation mit niedrigen Temperaturen gearbeitet wird, bleibt ein Großteil der Duftstoffe erhalten. Die Expression wird vorwiegend zur Gewinnung von ätherischen Ölen verwendet. Hier wird der Rohstoff, wie der Name es bereits verrät, einfach ausgepresst, um das begehrte Öl zu erhalten. Nur noch selten wird in Manufakturen die sehr alte aber auch sehr aufwendige Enfleurage eingesetzt. Bei dieser Technik  werden Duftessenzen von tierischem Fett absorbiert. Nach mehrmaligen Reinigungsprozessen werden die Duftstoffe dann aus dem Fett regelrecht raus gewaschen. Schon vor über 2000 Jahren wurden Düfte mittels Mazeration gewonnen. Die Parfumzutaten werden in heißem, gereinigtem Tierfett ausgekocht und schließlich herausgefiltert.

Ob blumig oder orientalisch, Parfums werden auf ewig unsere Nasen betören. Sie verkörpern Magie und Leidenschaft, fangen für uns die Schönheit der Natur in all ihren wohlduftenden Facetten ein.

Text: Sarah Schmitt

Fotos: ©PARFUMS M. Micallef